Samstagsmarkt: Klassiker wird neu belebt

Kurzer Weg für die Rodgauer Bauernfamilie Keller – Ab Juni gibt es ein wöchentliches Gastspiel auf dem Marktplatz in Ober-Roden

Das hätte kaum jemand für möglich gehalten: Der Samstagsmarkt im Ober-Röder Ortskern erlebt am 3. Juni tatsächlich seine Wiedergeburt. Landwirt Tobias Keller wird einen großen roten Traktor vor seinen Verkaufswagen spannen und die rund zehn Kilometer lange Strecke vom Rodgauer Stadtteil Hainhausen bis zum Ziel in der Nachbarstadt hochmotiviert in Angriff nehmen.

Denn auf ihn wartet eine Premiere der besonderen Art: Erstmals können der 33-Jährige und sein Team auf dem Marktplatz, nur einen Steinwurf von der Pfarrkirche St. Nazarius entfernt, von 8.30 bis 13 Uhr mit einem großen Sortiment um Kundschaft buhlen. Hausgemachte Wurst, Fleisch, Obst, Gemüse, Eier von Hühnern aus eigener Freilandhaltung, Milchprodukte, Nudeln und allerlei süße Verlockungen sollen zum Vorschein kommen, wenn sich der Blick auf die Auslagen richtet.

"Es würde mich freuen, wenn wir Neugier und Offenheit bei vielen Menschen erzeugen könnten. Unser Team hat reichlich Markterfahrung. Schnell und freundlich: So funktioniert unser Service auch bei großem Zuspruch. Dabei ist es uns wichtig, den einzelnen Kunden wertzuschätzen und zu beraten - das ist unser Aushängeschild", zeigt sich Keller mit Blick auf den Familienbetrieb und das neue "Abenteuer Rödermark" zuversichtlich und selbstbewusst.

Das Erbe, das der Agrar-Betriebswirt auf dem gepflasterten Karree am Marktbrunnen antritt, hat es durchaus in sich. Denn Keller folgt auf einen Klassiker, eine Institution. Unfassbar lange, nämlich 49 Jahre, hatte der beliebte Metzgermeister Georg Sattler aus Reichelsheim im Odenwald dem Samstagsmarkt in Ober-Roden die Treue gehalten. Als letzter verbliebener Beschicker wurde "de Schorsch" im Herbst vorigen Jahres in den Ruhestand verabschiedet. Traurig waren die Stammkunden damals - und misstrauisch: Ein Neustart, eine Zukunft für das Einkaufsvergnügen unter freiem Himmel... Das sei wohl pures Wunschdenken, Illusion, falsche Hoffnung.

So unkten seinerzeit viele Skeptiker. In der Tat: Ein nahtloser Übergang hin zu einem Nachfolger kam erst einmal nicht zustande. Doch dann wollte es der Kontakte-Zufall, dass die Kellers auf die ausgestreckten Fühler der Rödermärker Wirtschaftsförderung aufmerksam wurden. "Ich kam zum Gespräch ins Rathaus und hab' gleich gemerkt, dass die Sache hier passen könnte. Es ging wirklich flott. Wir haben Nägel mit Köpfen gemacht und die Dinge eingefädelt. Jetzt sind alle Beteiligten optimistisch, dass sich der wöchentliche Abstecher nach Ober-Roden lohnt und für uns zur Dauereinrichtung wird", betont Tobias Keller.

Das Familienunternehmen im Rodgauer Norden besteht nun schon in dritter Generation. Jeder hat seine Aufgaben, alles ist effizient eingeteilt und organisiert. Im Hofladen und in der Hofladenstube im alten Ort von Hainhausen finden gut besuchte Gastronomie-Abende statt, bei denen die ganze Familie zusammenkommt.

Vater Robert Keller sowie der jüngste Sohn Lucas und dessen Ehefrau Anika kümmern sich um den Anbau der Kartoffeln, den Ackerbau, die Schweine- und Hühnerhaltung sowie den Verkaufsautomaten auf dem "Seehof" am Stadtrand. Mutter Barbara hat bei den Vorbereitungen und beim Verkauf im Hofladen und im Hofcafé alle Hände voll zu tun. Tobias Keller und seine Ehefrau Danielle sind für die Markttage zuständig: mittwochs an der Rodgau-Ringstraße Richtung Rembrücken, freitags in Heusenstamm... Und ab dem 3. Juni jeden Samstag in Ober-Roden.

"Dort werden natürlich auch die Marmeladen meiner Mutter zum Sortiment zählen. Darauf hat sie sich spezialisiert - es gibt eine wirklich superleckere Auswahl. Und was das Fleisch unserer Tiere anbelangt: Da kooperieren wir sehr eng mit der Metzgerei Hiller aus Jügesheim. Darüber hinaus arbeiten wir mit einem Metzgermeister zusammen, um zum Beispiel unsere Hausmacherwurst, in der Dose oder im Darm, nach traditioneller Art herzustellen. Das ist ein bewährtes Handwerk, bei dem überlieferte Rezepturen die entscheidende Rolle spielen. Und all das, was wir nicht selbst produzieren, kaufen wir von regionalen Herstellern und Erzeugern unseres Vertrauens hinzu", unterstreicht der Junglandwirt.

Sein Hinweis: "So haben wir die Möglichkeit, auch immer wieder spezielle, saisonale Angebote einzustreuen. Da gibt's beispielsweise Empfehlungen für die Grillsaison, eine Äppler-Verkostung oder Sonderaktionen mit Ölen, Säften und Käse aus der Region. Wir lassen uns jede Woche etwas einfallen."

Werbung für die Waren und Kommunikation mit den Kunden auf der Social-Media-Schiene, Kartenzahlung am Marktstand: Tobias Keller geht mit der Zeit, ist beruflich breit aufgestellt und bringt vieles mit, was beim Stichwort "Publikumsverkehr" hilfreich ist. Mit seiner offenen, dialogfreudigen Art will er auch in Rödermark Pluspunkte sammeln.

Dass er gute Chancen hat, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen: Das steht für Bürgermeister Jörg Rotter und Till Andrießen, den Leiter der Wirtschaftsförderung, außer Frage. Tenor des Duos: Mit der Familie Keller sei ein sympathischer Kooperationspartner für die Wiederbelebung des Samstagsmarktes gefunden worden. Nun liege es an den Menschen vor Ort, das Angebot zu testen und regelmäßig anzunehmen.

Mit Honig, der am Imkerstand von Karin und Henrik Schmidt - ebenfalls aus Rodgau - im 14-tägigen Turnus erhältlich sein wird, bietet sich ein zusätzlicher Anreiz. Gemütliches Frühstück am Samstagmorgen... Und dann zum Markt ins Ober-Röder Zentrum: Ein altvertrautes Szenario kehrt zurück.

Foto (v. l.): Till Andriessen (Leiter Wirtschaftsförderung), Beate Filbert (Wirtschaftsförderung), Karin und Henrik Schmidt, Tobias Keller, Bürgermeister Jörg Rotter, Alfons Hügemann (Wirtschaftsförderung), Sabine Weber (Vors. Gewerbeverein Rödermark)

Quelle: Stadt Rödermark

 

 

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