Herausforderung Disruption

Immer noch beobachten und bewerten kleine und mittlere Unternehmen (KMU) zu selten neu aufkommende Technologien und Geschäftsmodelle. Dadurch setzen sie sich der Gefahr aus, Marktanteile an Mitbewerber oder branchenfremde Unternehmen zu verlieren oder gar aus dem Markt gedrängt zu werden. Dies zeigen aktuelle Forschungsergebnisse des IfM Bonn.

Angesichts der zunehmenden Digitalisierung sollten mittelständische Unternehmen regelmäßig prüfen, inwieweit ihr eigenes Geschäftsmodell digital angreifbar ist. So weisen beispielsweise die Autoren der Studie "SMEs' Responses to Potentially Disruptive Innovations: Does Strategic Entrepreneurship provide an Explanation?" empirisch nach, dass kleine und mittlere Unternehmen, die regelmäßig die Entwicklung neuer Technologien und Geschäftsmodelle auch jenseits der eigenen Branche beobachten, Wettbewerbsvorteile besitzen: Sie können nicht nur frühzeitig disruptive Trends identifizieren, sondern sie erkennen deutlich häufiger, dass sich daraus neue Geschäftschancen ergeben. Zugleich versuchen sie, diese Geschäftschancen durch strategische Maßnahmen gezielt zu nutzen.

Allerdings setzt die regelmäßige Beobachtung und Bewertung der digitalen Möglichkeiten voraus, dass die Entscheider die technologischen Entwicklungen verstehen. Dabei stellen nicht nur die Dynamik und Komplexität neuer digitaler Technologien die Führungskräfte vor Herausforderungen, sondern auch die rechtlichen Vorschriften im Hinblick auf den Datenschutz und die IT-Sicherheit. Zudem geben die Autoren des IfM-Denkpapiers "Digitale Geschäftsmodelle – Chancen und Herausforderungen für den Mittelstand" zu bedenken, dass im Vorfeld einer strategischen Veränderung auch deren Folgen im Auge behalten werden müssen: So dürfen weder die notwendigen Veränderungen im Organisationsprozess außer Acht gelassen werden, die in der Regel im laufenden Betrieb stattfinden, noch der Weiterbildungsbedarf bei den Mitarbeitern. All dies verweist auf die Bedeutung der Unternehmensführung in diesem Prozess.

Im Rahmen ihrer Studie "Digitalisierungskompetenzen in der Führungsebene im Mittelstand" befassten sich die IfM-Wissenschaftler zudem mit dem Vorgehen von Führungskräften im Zuge der Digitalisierung. Sie haben dabei verschiedene Führungstypen identifiziert: So haben Führungskräfte in größeren managementgeführten Unternehmen aufgrund ihrer spezialisierten Position (z. B. Chief Digital Officer) ein ganzheitliches Verständnis von der Digitalisierung als Führungsaufgabe. Ihnen ist klar, dass die Digitalisierung in ihrem Unternehmen nur gelingt, wenn auch die Belegschaft vom Nutzen der neuen Technologien überzeugt ist. Entsprechend sind für sie neben den fachlichen Kompetenzen auch beispielsweise Sozial- und Methodenkompetenz wichtig, um die Veränderungsprozesse professionell managen und um möglichen Bedenken der Mitarbeiter angemessen begegnen zu können. Inhaber von kleineren mittelständischen Unternehmen halten zwar teilweise ebenfalls ein Kompetenzbündel für bedeutsam – gleichwohl verlassen sie sich bei der Initiierung und Umsetzung neuer Digitalisierungsprojekte oftmals auf die Expertise interner und externer Fachkräfte. Inhaber von Handwerksbetrieben verstehen sich hingegen selbst als die Gestalter der Digitalsierung in ihrem Unternehmen – was auf ein ausgeprägtes aufgabenorientiertes Führungsverständnis zurückzuführen ist.

Der Aufsatz "SMEs' Responses to Potentially Disruptive Innovations: Does Strategic Entrepreneurship provide an Explanation?" ist ebenso wie das Denkpapier "Digitale Geschäftsmodelle – Chancen und Herausforderungen für den Mittelstand" und die Studie "Digitalisierungskompetenzen in der Führungsebene im Mittelstand" auf der Homepage des Institut für Mittelstandsforschung (www.ifm-bonn.org) abrufbar. Anhang: IfM-Hintergrund zu den Führungskompetenzen in mittelständischen Unternehmen

Quelle: www.ifm-bonn.org

 

 

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© Alexander Limbach/fotolia
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