Bei der Mieterauswahl: Seriös statt übereilt

Wirtschaftsförderung hatte zum Info-Abend eingeladen - Wichtige Expertentipps zum Thema „Gewerbe-Immobilien“

"Die aktuelle Situation und die Aussicht auf die künftige Entwicklung sind sicher 'herausfordernd', wenn man das mal diplomatisch formulieren will. Ich war heute dienstlich im Zentrum von Darmstadt unterwegs. Auch dort gibt es mit Blick auf den Einzelhandel unübersehbare Tendenzen: Geschäfte, die geschlossen haben. Nicht mehr so viel Angebotsvielfalt wie früher. Aber es hilft doch nichts: Wir können als Kommunen nicht den Kopf in den Sand stecken. Wir müssen uns den Herausforderungen stellen und neue, konstruktive Ansätze fördern."

Mit diesen einleitenden Worten hat Bürgermeister Jörg Rotter beim jüngsten Rödermärker Gewerbedialog den Weg für einen knapp zweistündigen Meinungsaustausch vorgezeichnet. Auf Einladung der städtischen Wirtschaftsförderung ging es offen, ehrlich und lösungsorientiert zur Sache. Rund 25 Interessierte hörten im Foyer der Kulturhalle aufmerksam zu, hakten nach und skizzierten Hürden und Hindernisse aus ihrem eigenen beruflichen Alltag. Die zentrale Frage des Info-Abends: "Wie finde ich die richtigen Mieter für meine Gewerbe-Immobilie?"

Zwei fachkundige Referenten waren eingeladen worden, um wichtige Aspekte zu beleuchten. Marko Resan, selbstständiger Immobilienmakler von "Engel & Völkers" aus Offenbach, plädierte dafür, bei der Mieter- und Käufersuche mit Weitblick zu handeln und keine übereilten Schnellschüsse abzufeuern. Das Potenzial des Standorts abklopfen, mögliche Zielgruppen unter die Lupe nehmen, rechtzeitig Immobilien-Spezialisten zu Rate ziehen: Das seien Grundvoraussetzungen, wenn es darum gehe, verlässliche Vertragspartner zu finden und die eigenen wirtschaftlichen Interessen damit in Einklang zu bringen.

Wer bei diesem Thema die Zügel schleifen lasse, riskiere böse Überraschungen in menschlicher und monetärer Hinsicht, warnte Resan. Auch sozial negative Folgen stünden unterm Strich als Resultat von allzu viel Blauäugigkeit und kurzlebiger Renditehoffnung, frei nach dem Motto "ein Straßenzug, drei Wettbüros".

Wachsamkeit und eine seriöse Herangehensweise seien das A und O auf dem Immobilienmarkt: Darauf machte auch der zweite Referent des Abends ausdrücklich aufmerksam. Dr. Thomas Kilz, Fachanwalt für Miet- und Wohnungseigentumsrecht, definierte die aus seiner Sicht entscheidenden Kriterien. Faustregel Nr. 1: Miet- und Kaufinteressenten immer auf Bonität und Vertrauenswürdigkeit prüfen, sei es mit Auskünften von Behörden, Steuerberatern oder einschlägig bekannten Internetportalen.

"Sorgfältig abwägen und auswählen - und in Mietverträgen die Dinge glasklar und punktgenau definieren, um sich bestmöglich abzusichern", betonte Kilz, der auch als Vorsitzender von "Haus & Grund" in der Region Rodgau und Umgebung tagtäglich mit der komplexen Materie zu tun hat.

Aus Rödermärker Sicht zeigten sich Bürgermeister Rotter und der Leiter der Wirtschaftsförderung, Till Andrießen, mit der Veranstaltung sehr zufrieden. Wertvolle Hinweise seien formuliert worden. Eine Tatsache, so die beiden Gastgeber der Zusammenkunft, lasse sich nicht wegdiskutieren: Die Einfluss- und Steuerungsmöglichkeiten der Stadt seien beim Stichwort "Häuser und Handel" ziemlich eng begrenzt. Umso stärker komme es deshalb auf Austausch und Kooperation an, um gute Impulse zu forcieren und negative Entwicklungen zu bremsen.

Andrießen appellierte an die Anwesenden und an all jene, die nicht kommen konnten. Sein Wunsch: "Denken Sie bitte mit, gerade dann, wenn es um die Thematik der Ortskerne geht. Nutzen Sie beispielsweise das finanzielle Anreizprogramm für Fassadensanierungen in Ober-Roden. Informieren Sie uns über anstehende Veränderungen, über Leerstände und Hilfe, die sie benötigen. Jeder zusätzliche Kontakt, der bei der Vernetzung zwischen uns als Wirtschaftsförderung und den Akteuren vor Ort geschaffen wird, ist schlussendlich ein Gewinn für die Stadt und ihre Bürger."

Foto: Gastgeber und Referenten des Abends. Von links: Till Andrießen, Dr. Thomas Kilz, Marko Resan und Bürgermeister Jörg Rotter.

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